Bürgermeisterin im Haßbergkreis: Es darf nicht nur eine geben

15. April 2020

Die Kommunalwahl hat das eklatante Missverhältnis der Geschlechter in der Lokalpolitik zementiert. ..... Sabine Dittmar zu dem Warum und zu möglichen Auswegen.

2017 06 03 Tag der Organspende Sabine Dittmar MdB
Gerade im ländlichen Raum ist Familienarbeit meist noch Frauensache. Da bleibt vielen Frauen einfach keine Zeit mehr für ein politisches Engagement, stellt Sabine Dittmar fest. Foto: Thomas Möller/Büro Sabine Dittmar

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Mit Blick auf die Bürgermeisterwahlen im Landkreis Haßberge kann das für alle, denen die Emanzipation am Herzen liegt, nur eines bedeuten: Ab sofort darauf hinarbeiten, dass in sechs Jahren mehr Frauen die Chance bekommen, eine Kommune zu führen. Denn seit dem 15. März steht fest, dass unter den 26 Bürgermeistern im Landkreis wie bisher nur eine einzige Frau ist, nämlich Ruth Frank in Breitbrunn. Aus Sicht der Gleichberechtigung ist das eine miserable Quote.

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Die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) erkennt vor allem in den Strukturen der ländlichen Räume Hinderungsgründe: Gerade hier sei die Familienarbeit noch Frauensache. Wer neben dem Job noch Kinder erziehe, Angehörige pflege und den Haushalt führe, dem fehle es am Freiraum, um an den meist abendlichen Sitzungen teilzunehmen.

Besetzte Posten und verkrustete Strukturen "Haben Frauen dann etwas mehr Zeit, zum Beispiel, weil die Kinder aus dem Haus sind, finden sie besetzte Posten und verkrustete Strukturen vor", ein Problem, das nicht nur Parteien, sondern auch Vereine betreffe. "Dass es vielen Frauen in solchen Situationen dann oft an Motivation und Ausdauer fehlt, sich mit aller Kraft und am Ende noch mit der Nachahmung männlicher Macht-Mechanismen einen Weg durch die Institutionen zu erkämpfen, ist für mich leider gut nachvollziehbar", befand Dittmar im Austausch mit dieser Redaktion.

Dass die Frauen in den Kommunen des Haßbergkreises mit "schuld "daran sind, dass nur eine Frau den Chefsessel im Rathaus erklommen hat, folgt laut Sabine Dittmar auch einer einfachen lokalpolitischen Gesetzmäßigkeit, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben muss. Bürgermeisterwahlen sind Persönlichkeitswahlen, da haben die Amtsinhaber aufgrund ihrer Bekanntheit einen Bonus; und Neulinge, wie die Mehrheit der sieben Kandidatinnen auf Kreisebene, einen Malus. "Deswegen wurde im Landkreis Haßberge ja auch nur ein einziger Bürgermeister aus dem Amt gewählt", blickte die 55-Jährige auf den März zurück.

Die SPD-Politikerin sieht aber gerade hier eine Chance für die kommende Kommunalwahl: Sie bezieht sich auf die vielen jungen Frauen, die dieses Mal auf den Listen der Parteien und Gruppierungen für die Wahlen der Gemeinderäte und des Kreistags standen. Wenn es gelinge, diese Frauen "auch in sechs Jahren wieder als Kandidatinnen zu gewinnen, dann wird es einen Generationswechsel geben, der zu einem Erfolg der Frauen in der Kommunalpolitik werden könnte".
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Ausführlicher Bericht in der MAINPOST

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