Die Gesellschaft rückt nach rechts und entzweit. Beim Neujahrsempfang des SPD-Unterbezirks Rhön-Haßberge suchte man Auswege. Eine Rede geriet besonders ergreifend.
Leckere Häppchen, beschwingte Klänge von einem Quartett der Kreismusikschule, die Erfrischungsgetränke auf Bierdeckeln in der Parteifarbe Rot. Man sollte denken, der Neujahrsempfang des SPD-Unterbezirks Rhön-Haßberge ist ein launiges Ereignis.
Kein Platz für Launiges Am Mittwochabend im Großen Kursaal der Franken-Therme Bad Königshofen war für das Launige nicht wirklich viel Platz, auch wenn es viel Händeschütteln gab, Umarmungen und Smalltalk zwischen den Genossinnen und Genossen aus den Haßbergen, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen.
Aber die Worte, die vom Rednerpult in den vollen Saal gesprochen wurden, hatten einen ungewohnten Ernst. Die Tonlage war einem einzigen Umstand geschuldet: Diese Gesellschaft droht in ihrer Mitte auseinanderzubrechen. Um das zu sehen, muss man nicht auf das politische Geschehen in Berlin schauen. Es genügt der Blick in Familien und Freundeskreise, wo sich schon die Risse der Spaltung zeigen.
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Von einer teilweise "deströsen" Kommunikation der Ampel-Regierung nach außen wie beim Heizungsgesetz sprach auch die Maßbacher Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Sabine Dittmar. Sie hatte Bärbel Bas in ihren Wahlkreis eingeladen. Die aktuelle Haushaltskrise sei eine Herausforderung. Eine Mitschuld trage die Schuldenbremse. "Sie darf nicht zur Innovations- und Zukunftsbremse werden", so Dittmar.
"Die Kommunikation der Regierung muss deutlich besser werden. Dass wir Japan als drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt abgelöst haben, ging zum Beispiel völlig unter", sagte Dittmar. Mit der CDU/CSU ging sie ebenso wie Johanna Bamberg-Reinwand ins Gericht. "Wir brauchen hier konstruktive Oppositionsarbeit. Es genügt nicht, unser Land schlecht zu reden", sagte die Maßbacherin.
Für Dittmar sei 2024 "das Jahr der Bewährung". Viele hätten sich in ihrem Privatleben eingerichtet, aber nun gingen endlich auch die Leute auf die Straße gegen den Rechtsextremismus. Um so stolzer formulierte sie ihren Satz: "Meine Partei ist seit über 100 Jahren ein Bollwerk gegen den Faschismus."
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Das Frauen-Trio am Rednerpult komplett machte Johanna Bamberg-Reinwand, die Co-Vorsitzende des SPD-Unterbezirks aus Zeil am Main in den Haßbergen. Kollege René van Eckert aus Rhön-Grabfeld war beruflich verhindert. Johanna Bamberg-Reinwands Rede war zwar die erste, aber auch die emotional eindringlichste des Abends. "Als ich vor etwas mehr als 20 Jahren in die SPD eingetreten bin, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich in einer Rede zur Verteidigung der Demokratie aufrufen würde", gab sie den Tenor ihrer Rede vor.
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Weit mehr als eine Parteiveranstaltung So wurde dieser Neujahrsempfang in Bad Königshofen weit mehr als eine Parteiveranstaltung. Das zeigte nicht nur die Anwesenheit von CSU-Landrat Thomas Habermann und einiger Vertreterinnen und Vertreter anderer Parteien. Es war ein Lobgesang auf die Demokratie und die sie stabilisierende Mitte.
Den ausführlichen Bericht von Gerhard Fischer finden Sie auf MAINPOST +
Bilder: Büro Dittmar / M. Hoffmann