Dialog zur Volkskrankheit Diabetes und den Chancen des Präventionsgesetzes mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar
Rechtzeitig zum Diabetes – Welttag trafen sich auf Einladung des Vereins Landesgesundheitsprojekte e.V. Experten und Politiker im Hotel Kaiserhof Victoria Bad Kissingen zum kommunalpolitischen Dialog zum Thema „Volkskrankheit Diabetes- Herausforderungen und Chancen des neuen Präventionsgesetzes“.
„Es gibt kaum jemanden, der niemanden kennt, der an Diabetes erkrankt ist.“ Daran, dass „Zucker“, wie Krankheit im Volksmund gerne genannt wird, längst den Rang einer Volkskrankheit hat, lässt Sabine Dittmar keinen Zweifel. In Deutschland leben aktuell etwa 6,5 Millionen Menschen mit Diabetes. Täglich steigt die Zahl um rund 1000 Betroffene, von der hohen Dunkelziffer ganz zu schweigen. „Diabetes gehört inzwischen zu den Volkskrankheiten, bei denen die Zahl der Erkrankungen zunimmt und der Altersdurchschnitt der Betroffenen sinkt“, macht die SPD-Bundestagsabgeordnete klar. Das seien alarmierende Entwicklungen, die auch und gerade den Dialog auf kommunaler Ebene nötig machen.
Deswegen seien Veranstaltungen, wie die vom Verein Landesgesundheitsprojekte e.V. in Bad Kissingen anlässlich des Welt-Diabetes-Tags inititierte Gesprächsrunde sehr wichtig. „Es freut mich, dass so viele erfahrene Experten in Sachen Diabetes zusammengekommen sind“, erklärte Sabine Ditmar in ihrem Grußwort. Zwar sei mit dem bereits 2015 verabschiedeten Präventionsgesetz ein erster wichtiger Schritt getan worden, doch weitere müssen folgen. Oft hapere es noch an der Umsetzung. „Die Stärkung der Prävention ist eine große gesundheitspolitische Herausforderung.“
Eine wichtige Rolle spielen für die Gesundheitspolitikerin dabei lokale Projekte und Initiativen. „Sie haben den Vorteil, dass sie auf die Unterschiede und den tatsächlichen Bedarf der Betroffenen reagieren können.“ Dabei müsse es auch erlaubt sein, einmal neue Wege zu beschreiten. Im Landkreis Haßberge mit „Der Landkreis bewegt sich“ oder im Landkreis Rhön-Grabfeld mit dem Programm „Dem Diabetes davonlaufen“ werde bereits vorgemacht, wie man die Kräfte und Kompetenzen sinnvoll bündelt und den Menschen ein möglichst breites Angebot macht, dass ohne größere Hürden genutzt werden kann.
Jutta Schümann, Vorsitzende von Landesgesundheitsprojekte e. V., machte deutlich, dass man sich bewusst für Bad Kissingen als Veranstaltungsort entschieden habe, da es gerade in ländlichen Regionen wichtig sei, niederschwellige Präventionsangebote zu machen und diese zu vernetzen.
Dass es schon viele solcher Projekte in der Region gibt, machte Johannes Kiep von der AOK-Direktion Schweinfurt in seinem Impulsreferat deutlich. Mit dem „Jolinchen“ im Kindergartenalter über das Projekt „Klasse 2000“ bis hin zur betrieblichen Prävention betreibe die AOK Bayern bereits heute in allen Altersstufen einen hohen Aufwand, um ein Bewusstsein für gesunde Ernährung und Bewegung - zwei Schlüssel für gute Diabetes-Vorsorge - zu schaffen.
Wie Prävention auch im Kleinen problemlos und für jedermann zugänglich angeboten werden kann, zeigte Dr. Eberhard Heim auf. Der Allgemeinarzt organisiert seit 1993 die Ostheimer Gesundheitstage und hat mit der „Dorfrunde“ im Landkreis Rhön-Grabfeld ein Projekt initiiert, das schon heute viele Menschen zu mehr Bewegung motiviert.
Mit Dr. med. Johannes Schmiesl, Chefarzt in der Deegenbergklinik Bad Kissingen, nahm ein Mediziner an der Runde teil, der einst nach Bad Kissingen kam, weil es dort mit dem Fürstenhof die einziges Bundesmodell-Klinik für Diabetes gab. Leider sei das Zentrum nun seit einigen Jahren geschlossen, aber genau solche Projekte könnten für eine effektive Prävention sorgen. In jedem Fall, daran ließ Dr. Johannes Schmiesl keinen Zweifel, müsste in Bereich Vorsorge mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.
Das könnte auch in die Einrichtung eines Schulfachs Gesundheit fließen, das eine zentrale Forderung in der von der Landtagsabgeordneten Kathrin Sonnholzner moderierten Diskussionsrunde war. Eine Idee, die die Politikerin mit nach München nehmen konnte. An die Bundespolitik und damit auch an Sabine Dittmar wurde der Wunsch herangetragen, dass Ernährungsberatung bei den Krankenkassen erstattungsfähig sein müsste.
Foto: Büro Sabine Dittmar / Karen Pohle