Experten: Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen wäre möglich

Deutscher Bundestag

18. Januar 2021

  • Sollen sich Beschäftigte in bestimmten Berufen gegen Corona impfen lassen müssen?

  • Darf es Vorteile für Impfwillige oder Nachteile für Verweigerer geben? Das sagen Experten.

Bislang war das unumstritten: Die Impfung gegen Corona muss freiwillig sein. Auch durch die Hintertür, etwa durch Ausnahmen oder Vorteile für Geimpfte, dürfe keine Impfpflicht entstehen. Als erster führender Politiker hat in dieser Woche der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) diese klare Haltung durchbrochen. Söder beklagt, dass es "unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen eine zu hohe Impfverweigerung" gebe. Er könne sich deshalb eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen vorstellen und forderte den deutschen Ethikrat auf, entsprechende Vorschläge zu machen. Der Corona-Impfstoff wirft viele Fragen auf. Gesundheitspolitiker, Mediziner, Juristen und Pflegeexperten aus der Region beantworten sie hier:

  • Sollten bestimmte Berufsgruppen mit einer Impfpflicht belegt werden?

Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im deutschen Bundestag und selbst Ärztin aus Maßbach (Lkr. Bad Kissingen), hält diese Diskussion "zum jetzigen Zeitpunkt für hochgefährlich". Wenige Tage nach dem Impfstart sei überhaupt noch nicht abschätzbar, wie groß die Bereitschaft zur Impfung tatsächlich sei. Man solle sich die tatsächlichen Zahlen in aller Ruhe in einem halben Jahr ansehen und erst dann Schlüsse ziehen, so Dittmar. Im Moment sei der Vorschlag von Söder nur "Munition für die Impfskeptiker".

"Söders Vorschlag ist Munition für Impfskeptiker."

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  • Dürfen Geimpfte gegenüber Nicht-Geimpften Vorteile (beispielsweise beim Reisen, im Restaurant oder Fitnessstudio) haben?

Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar befürchtet, dass das Anti-Diskriminierungsgesetz in seiner jetzigen Form nicht ausreicht, um Vorteile, die private Anbieter gewähren, zu verhindern. Hier müsse nachgearbeitet werden, fordert die SPD-Politikerin. Wo der Staat das regeln könne, etwa im Öffentlichen Nahverkehr oder bei der Maskenpflicht, werde es mit ihrer Zustimmung zu keiner Ungleichbehandlung kommen.
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  • Müssen Geimpfte nach der Rückkehr aus einem Risikogebiet nicht mehr in Quarantäne?

Laut dem Evangelischen Pressedienst (epd) existiert der Entwurf einer vom Bundeskabinett noch nicht beschlossenen "Musterquarantäneverordnung", wonach Geimpfte und Covid-19-Genesene nach einer Rückkehr aus Risikogebieten nicht mehr der Test- und Quarantänepflicht unterliegen. "Dieser Entwurf ist vom Tisch", sagt die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar - schon allein deshalb, weil noch gar nicht klar sei, ob Geimpfte das Virus nicht trotzdem übertragen können. Das habe ihr Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bestätigt.
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  • Wenn genügend Impfstoff für alle verfügbar ist, dürfen dann Geimpfte Vorteile bekommen?

Diese Frage werde uns noch beschäftigen, wenn klar sei, ob Geimpfte das Virus übertragen können, ist sich die Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar sicher. Wenn das nämlich nicht der Fall sei, werde es schwieriger, die Freiheit geimpfter Bürger mit Hinweis auf die Infektionsgefahr einzuschränken.
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Weitere Antworten / ausführlicher Bericht in der MAINPOST

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