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28. Februar 2014

Vom Landtag in den Bundestag: Was sich für die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar verändert hat

BERLIN
Mit langen Schritten beschreiten wir den dunklen Gang des Bundestagsgebäude. Sabine Dittmar erzählt von einem Mitarbeiterfest, das heute steigen soll und ist schon wieder an ihrem Büro vorbei gelaufen.

Ich begleite die geborene Schweinfurterin Sabine Dittmar (SPD) bei ihrem neuen Alltag im Bundestag.
Erst seit den Wahlen vom 22. September hat Dittmar ein Abgeordneten-Büro im Bundestagshaus „Unter den Linden 50“ (UdL 50) und darf noch als „Neuling“ bezeichnet werden.
Klar, dass sie da manchmal bei 450 Türen nicht die Richtige findet. Der Wechsel vom Landtag auf die Bundestagsebene ist ein größerer Sprung und mich interessiert, was sich für Sabine Dittmar seither verändert hat.
Der Alltag der MdB ist durch einen vollen Terminkalender bestimmt. Eine Sitzung jagt die nächste und zwischendrin gibt es eine Abstimmung im Plenum, dem Vollversammlungssaal des Parlaments.
Ich begleite die Abgeordnete mit den kurzen blonden Haaren und dem bunten Schal drei Tage lang bei Sitzungen des Gesundheitsausschusses, bei Plenumsdebatten, Abstimmungen und persönlichen Gesprächen. Selbst beim Mittagessen bin ich dabei.
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Sabine ist stellvertretende gesundheitspolitische Sprecherin und gibt zu einigen Themen kurze Statements ab. Später verrät sie mir, dass sie persönlich die „Pille- danach“ rezeptlos freigeben würde, sich aber der Meinung der Koalition zu beugen hätte.
Ihrer Meinung nach ist es zu umständlich für eine betroffene Frau erst zum Arzt gehen zu müssen, bevor sie schließlich mit einem Rezept in der Apotheke das notwendige Medikament erhält.
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Während des Essens frage ich sie, was sich für sie als Bundestagsabgeordnete im Gegensatz zum Landtag verändert hat.
Das Erste, was ihr in den Sinn kommt ist, dass sie im Bundestag weniger Redezeit hat. „Im Landtag ist der Ausschuss aber öffentlich, was er hier nicht ist, sodass man viele Aussagen vor den Wählern nicht auf sich sitzen lassen kann“, sagt sie lachend.
Da werden Konflikte um einiges länger und breiter diskutiert. Außerdem sei sie jetzt nur für die Bereiche ambulante Versorgung, Krankenkassen und Apotheken zuständig, denn es gibt noch zehn weitere Parteifreunde im Ausschuss, die die restlichen Themengebiete abdecken.
Im Landtag waren sie nur zu zweit und hatten über sämtliche Bereiche zu berichten. Sie sieht darin Vor– und Nachteile: „Der Vorteil hier im Bundestag ist, dass man viele Fachexperten hat, die in ihrem Gebiet in die Tiefe gehen können; der Nachteil, dass ich selbst nicht das flächendeckende Wissen habe, wie ich es mir wünsche. Trotzdem recherchiere ich oft über außenbereichliche Themen, weil es mich einfach interessiert. Mal schauen, wie ich das künftig zeitlich noch hinkriege.“ Bummeln darf sich die SPD-lerin nicht erlauben, auch nicht beim Essen.
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Hastig eilt sie ins Plenum, wo sie als Schriftführerin und Zeitmesserin unter dem riesigen weißen Bundesadler bei einer Frage-Antwort-Sitzung unter Abgeordneten und Ministern teilnimmt.
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„Was gefällt Ihnen am Bundestag am besten?“, frage ich sie im Wagen, der zum nächsten Termin braust. Sie überlegt kurz: „Das Beste ist die Vielfalt an qualifizierten Menschen. Es ist so interessant, sich mit den Leuten hier zu unterhalten.“ „Und was vermissen Sie?“, will ich wissen. „Meine netten Kollegen und Mitarbeiter aus München“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. „Sind Sie hier denn einsam?“, bohre ich nach. „O nein, aber zu meinen ehemaligen Kolleginnen hatte ich eine sehr vertraute Beziehung, die fast persönlich war. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sie sehe“, sagt Dittmar.
Mittlerweile ist es 14 Uhr und Sabine Dittmar sitzt mit einer SPD-Abgeordneten und dem bayerischen Hausärzteverband in einem Konferenzraum. Es geht um Konflikte und Probleme von Hausärzten. Dittmar bringt viele Aspekte ein und wirft anderes Licht auf die Probleme. Ihre Kollegin, ebenfalls Neuling im Parlament, witzelt: „Jetzt hab ich einen anderen Status und muss beim Arzt komischerweise nicht mehr warten.“
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„Wie oft fahren Sie in die Heimat?“, ist meine letzte Frage. „Nach jeder Sitzungswoche fahre ich mit der Bahn zurück nach Hause. Ich habe in meinem Wahlkreis auch einige Termine, bei denen ich anwesend sein muss. Von Berlin nach Münnerstadt brauche ich exakt vier Stunden und 15 Minuten“, das weiß die Abgeordnete genau. Ich verabschiede mich von einer Politikerin, von der ich den Eindruck habe, dass sie trotz ihrer Karriere nicht nur menschlich geblieben ist, sondern die Anliegen ihrer Wähler ernst nimmt.
Bericht von Laura Ribet, Haßfurter Tagblatt

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