Sabine Dittmar: Optimistisch trotz Listenplatz 14

27. August 2021

SPD-Politikerin Sabine Dittmar hofft auf den Wiedereinzug in den Bundestag. Welche Themen sie angehen möchte und welche Chancen sie sich ausrechnet.

Um 5.50 Uhr startet Sabine Dittmar montagmorgens mit dem Zug von Münnerstadt aus in Richtung Berlin. Seit 2013 sitzt die SPD-Frau aus Maßbach im Deutschen Bundestag. Etwa 22 Wochen im Jahr verbringt sie in der Bundeshauptstadt, die restlichen Wochen sind "Wahlkreiswochen", wie Dittmar sagt.

Die Woche in Berlin beginnt für sie mit zahlreichen Sitzungen in Gremien, Arbeitsgruppen, Ausschüssen und der Fraktion. Mittwochnachmittags, donnerstags und freitags stehen dann die Plenarsitzungen im Bundestag an. Vor Corona ging es unter der Woche abends noch auf Podiumsdiskussionen, etwa von Krankenkassen oder dem Hausärzteverband.

Der Lieblingsplatz von SPD-Politikerin Sabine Dittmar ist in Maßbach

Dittmar gefällt das politische Leben in Berlin. Aber: "Wenn man dann freitags in den Zug steigt, freut man sich natürlich, dass es wieder Richtung Heimat geht", sagt sie und lacht. Vor der anstehenden Bundestagswahl hatte die Redaktion die Kandidatinnen und Kandidaten aus der Region gebeten, für ein Gespräch zu ihrem Lieblingsplatz oder zu sich nach Hause einzuladen. Bei Sabine Dittmar verbinden sich beide Orte. Ihr Garten neben ihrem Haus in Maßbach ist eine grüne Ruheoase für die Politikerin.

"Die meiste Arbeit macht mein Mann. Ich bin nur zum Genießen da", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Schnell fällt das Gespräch auf das Thema der vergangenen eineinhalb Jahre. Corona. Als studierte Ärztin kennt sich Dittmar fachlich genau aus. In ihrer Fraktion ist sie Sprecherin der Arbeitsgruppe für Gesundheit.

"Mehr als zwei Drittel der impffähigen Bevölkerung in Deutschland haben inzwischen mindestens eine Impfdosis erhalten", hebt die 56-Jährige die hohe Impfbereitschaft hervor. "Aber die letzten Wochen liefen die Impfungen zu langsam", sagt sie und fügt an: "Die letzten Meter sind immer die härtesten, das ist wie bei den Langstrecken, die ich regelmäßig laufe."

Dittmar verweist auf den Impfbus, der Anfang August in Wildflecken Station gemacht hat. Rund 70 Menschen ließen sich dort impfen. "Der Erfolg solcher Aktionen zeigt, dass man die Leute mit einem Impfangebot wirklich vor der Haustür abholen muss", bilanziert die Politikerin.

Die Baustellen im deutschen Gesundheitssystem

Das Gesundheitssystem habe den pandemiebedingten Stresstest bestanden, befindet Dittmar. Gleichwohl seien auch die Schwächen, "wie durch ein Brennglas", offengelegt worden. Sie nennt zum einen den schon lange bekannten Personalmangel, zum anderen die Digitalisierung, bei der im deutschen Gesundheitssystem in Behörden wie Krankenhäusern noch vieles brachliegt.

In Pandemiefragen wünscht sich Dittmar insgesamt mehr Bundeskompetenz. "Das sollte eine der ersten Aufgaben sein, die der neue Bundestag im Herbst angeht." Der SPD-Politikerin schwebt ein eigenes Kapitel im Infektionsschutzgesetz für Epidemien oder Pandemien vor sowie die Schaffung eines Bundesgesundheitsamtes.

Auch die Arzneimittelversorgung nennt Dittmar als ein Thema, das angegangen werden muss. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu Lieferengpässen bei Medikamenten. Bislang habe man diese immer durch den Einsatz anderer Präparate ausgleichen können. Aber: "Mittelfristig muss es unser Ziel sein, die Produktion der Arzneimittel wieder nach Europa zurückzuholen."

Dittmar nur auf Listenplatz 14 der Bayern-SPD
Wenn die 56-Jährige über die gesundheitspolitischen Themen der aktuellen Zeit spricht, merkt man, dass sie voll und ganz in ihrem Element ist. Außer Frage steht da, dass Dittmar auch nach den Bundestagswahlen am 26. September gerne weiter Gesundheitspolitik machen möchte. Erschweren könnte dies jedoch ihr Listenplatz. Mitte März wurde die Maßbacherin beim Parteitag der Bayern-SPD lediglich auf Platz 14 der Landesliste gewählt. "Enttäuschend", wie sie selbst sagt.

Dennoch sehe es im Moment ganz gut aus, was ein neuerliches Mandat für den Bundestag betrifft. Das Gesamtergebnis der SPD sei ausschlaggebend. "Es kommt auf die Zweitstimmen an", erklärt Dittmar und fügt lachend an: "Die Erststimmen sind natürlich ebenso wichtig und immer schön fürs Ego."

Sie gehe optimistisch in den 26. September, "aber natürlich auch nicht blauäugig". Dittmar hofft mit Blick auf die Wahlen, "dass die Leute wählen gehen und dass sie demokratisch wählen". Die vergangenen Jahre mit der AfD seien keine schönen Jahre für den Parlamentarismus gewesen.

Sollte es für Dittmar mit dem neuerlichen Einzug in den Bundestag am Ende doch nicht klappen, hat die Politikerin einen Plan B. Zwar möchte sie keine Arztpraxis mehr übernehmen, aber es gebe viele Kolleginnen und Kollegen, die immer wieder mal eine Vertretung bräuchten. "Ich hoffe jedoch, dass Plan B nicht zum Zug kommt", sagt Dittmar und lacht.

Klappt es mit dem erneuten Mandat für den Bundestag, würde die Maßbacherin dann in der kommenden Legislaturperiode wieder montagmorgens vom Münnerstädter Bahnhof aus gen Hauptstadt starten.

Diesen Artikel von Rebecca Vogt finden Sie auf infranken.de

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