“Schön, dass Sie sich für unsere Arbeit interessieren“

21. September 2017

Sabine Dittmar besucht den Bioland-Hof von Hans Zimmer in Wollbach

2017 09 20 Biohof Zimmer
Saatgut unter der Lupe: Paul Schaßberger (Jungbauer aus Großbardorf), Hilmar Cäsar und Hans Zimmer (von links) erklären der SPD-Bundestagsabgeordneten Sabine Dittmar (Zweite von links) wie die Vermehrung von Saatgut funktioniert.
Foto: Büro Sabine / Marco Heumann

Hans Zimmer hat eine „Kartoffelklappe“. Wer sie öffnet, gelangt in einen kleinen Kartoffelkeller und kann sich bedienen. „Die Leute aus dem Dorf kommen vorbei und nehmen sich so viele Kartoffeln mit, wie sie gerade brauchen können“, erläutert der Landwirt aus Wollbach. Das Geld für die Ware landet in einem kleinen Kasten an der Hauswand. Die etwas andere Art der Selbstvermarktung.

Aber auch in Supermärkten in der Region kann man die Kartoffeln vom Zimmer-Hof über eine Vermarkter-Kette kaufen. Die liegen im Trend! Produkte aus der Gegend, noch dazu Bio! Schließlich tragen der Hof und seine Produkte das Bioland-Siegel. Neben Kartoffeln baut der Landwirt auch noch Getreide und Kleegras an und kümmert sich um Saatgut-Vermehrungen. 87 Hektar Land bewirtschaftet er insgesamt. Einen Teil davon konnte Sabine Dittmar bei einem Besuch unter die Lupe nehmen.

„Wir sind froh, dass Sie sich für unsere Arbeit interessieren!“ Mit diesen Worten begrüßte Hans Zimmer die SPD-Bundestagsabgeordnete. Die Maßbacherin nutzte den Termin in Wollbach, um sich über die Probleme der nachhaltigen Landwirtschaft in der Region zu informieren. „Die Zahl der Betriebe, die ökologisch bewirtschaftet werden, ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, berichtet die Politikerin. „Wir müssen versuchen, die Rahmenbedingungen noch weiter zu verbessern.“ Zum Beispiel durch eine neue Agrarförderung, die nachhaltige Produktionsmethoden stärkt.

1935 haben die Großeltern von Hans Zimmer die Gebäude in Wollbach gekauft, die Eltern bauten ab 1960 eine Landwirtschaft auf. Der Sohn führte sie nach der Übernahme gerne weiter und stellte nach und nach auch Bio um. „Für mich standen vor allem die Qualität der Nahrungsmittel und der Trinkwasserschutz im Vordergrund“, erläutert. Er wollte und will vermeiden, dass zu viel Dünger, der in den Boden gelang, unserem Wasser schadet und zu hohe Nitratwerte verursacht.

„Am Anfang mussten wir schon mit Widerständen kämpfen. Aber inzwischen ist die Art der Landwirtschaft, wie wir sie betreiben, in Wollbach anerkannt.“ Was wohl auch daran liegt, dass Hans Zimmer und seine Familie offen auf die Leute zu gehen und er selbst, offensichtlich das ist, als was er sich selbst bezeichnet: Ein Landwirt aus Leidenschaft.

Aber einer, der sich um die Zukunft seiner Branche Gedanken macht und hofft, dass sich nach und nach immer mehr Kollegen für eine nachhaltige Landwirtschaft entscheiden. „Die Absatzchancen sind sehr gut“, räumt Hilmar Cäsar mit der Mär auf, dass Bio-Bauern am Hungertuch nagen. Der Regionalsprecher der Bioland-Betriebe macht klar, dass 70 bis 80 Prozent der Ware „schon lange vor der Ernte“ verkauft sei. Die Verarbeiter gehen dafür gezielt auf die Landwirte zu. Allerdings findet man in der Region leider nur wenig Verarbeiter. Die Wege sind oft weit. „Da wären wir schon froh, wenn wir mehr hätten“, sagt Hilmar Cäsar.

Woran es, seiner Ansicht nach, auch fehlt, ist noch immer das Verständnis für Bio-Produkte beim Verbraucher. „Es müsste noch viel besser aufgeklärt werden“, nimmt er die Politik in die Pflicht. „Wenn Bio-Brötchen mehr nachgefragt werden, dann stellen auch mehr Verarbeiter auf Bio um.“

Dass der Trend, nachhaltige Produkte zu kaufen, gestärkt werden muss, steht auch für Sabine Dittmar fest. „80 Prozent der Deutschen lehnen Gen-Technik auf dem Acker ab“, führte sie aus. Dennoch müsse das Thema noch mehr in den Fokus gerückt werden, damit der Schritt von der Ablehnung hin zum Kauf von Bio-Produkten noch besser gelingt.

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